20. Juni 2007
ART MEETS SCIENCE
Von Menschen und Maschinen:
Das Ich, die Emotion und die Kunst
Der Geist entzog sich bis vor kurzem einer naturwissenschaftlichen Betrachtung. Das dualistische System, nach dem der Mensch aus zwei vollkommen getrennten Einheiten – nämlich Körper und Geist – besteht, vollendete René Descartes. Die Welt der Physis – der Körper des Menschen mit all seinen motorischen Fähigkeiten und ebenso mit all seinen Empfindungen und Sinnen – gehörte nach dieser rationalistischen Auffassung zum mechanischen Teil der Welt. Nicht jedoch sein Geist – „cogito, ergo sum“ -, der allein den Menschen von einer Maschine, aber auch vom Tier unterschied.
Zwar gab es immer wieder bekannte Denker wie etwa seinen Landsmann La Mettrie, die sich dieser philosophischen Auffassung widersetzten und den Menschen als gänzlich der physikalischen, also mechanischen Welt zugehörig vorstellte. Erschüttert wurde dieses Bild aber erst mit der Evolutionstheorie Darwins, die den grundsätzlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier aufhob und damit auch die strikte Trennung zwischen Geist und Materie wissenschaftlich obsolet werden ließ. Seitdem erfahren wir immer mehr darüber, wie das menschliche Denken funktioniert. Die Hirnforschung ist zweifellos eine der spektakulärsten Wissensdisziplinen unserer Zeit. Wir verstehen immer mehr, wie Gedanken und Erinnerung dank biochemischer Prozesse entstehen, wie die Welt der Emotionen sie steuert und wie Wahrnehmung unsere Vorstellung von der Wirklichkeit beeinflusst. Bewusstsein, das Ich, der freie Wille des Menschen und die subjektive Wirklichkeit – das sind Begriffe zum Menschenbild, deren Interpretation sich in den letzten fünfzig Jahren radikal geändert hat.
Die Psychologie, ehedem als Parallelwelt zur Physik für die Erforschung des Geistes entstanden, hat sich mit der Evolutionstheorie, der Biochemie und der Biophysik zu einer Einheit der Wissenschaft vom Denken gewandelt. Heute reden wir von Psychotechniken und davon, dass der Geist des Menschen, sein Selbstbewußtsein von innen und von außen manipuliert werden kann. Die Psyche des Menschen ist zum Sezierfeld der Ingenieure geworden.
Mit dem Vordringen mathematischer Formeln in die Biologie und in die Philosophie kann auch der Entstehungsprozess der Kunst einer naturwissenschaftlichen Betrachtung unterzogen werden. Neueste Entwicklungen der Hirnforschung geben uns nicht nur Erkenntnisse, wie das Selbstbewusstsein funktioniert, sondern auch, wie Emotionen als Steuerungssystem des Ich eingreifen. Die Wissenschaft kommt der Beantwortung der Frage immer näher, wie der „Mensch als Automat“ funktioniert. Die These, dass bei der Kunst die Emotion des Rezipienten ein wesentliches Beurteilungs-Element darstellt, vertritt Herbert W. Franke mit seiner „rationalen Ästhetik“ seit vielen Jahrzehnten. Mit dem Thema eng in Zusammenhang steht auch die Frage nach dem Wesen künstlicher Intelligenzen und wie sie oder auch nicht vom Menschen unterschieden werden können. Dies wurde von Herbert W. Franke in vielen seiner Geschichten modellhaft thematisiert.








Programm art meets science in der Kunsthalle Bremen
Begrüßung
Prof. Dr. Wulf Herzogenrath – Direktor Kunsthalle Bremen
Talkrunde
Prof. Dr. Eckart Altenmüller
Institut für Musikphysiologie und Musikmedizin, Hannover
Prof. Dr. Claus Pias
Erkenntnistheorie und Philosophie der Digitalen Medien – Institut für Philosophie, Universität Wien
Prof. Dr. Prof. Herbert W. Franke
Moderatorin Susanne Päch
Autoren–Lesung
Herbert W. Franke Der blaue Elefant
Vernissage Ausstellung Ex Machina
Frühe Computergrafik bis 1979:
Die Sammlungen Franke und weitere Stiftungen in der Kunsthalle Bremen.
Herbert W. Franke zum 80. Geburtstag
Einführung
Prof. Dr. Wulf Herzogenrath – Direktor Kunsthalle Bremen