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T-Systems MMS Dresden

14. Juni 2021

ART MEETS SCIENCE

„Jede Schöpfung ist ein Wagnis“, sagt Christian Morgenstern. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb: Menschen wollten es seit Menschengedenken den Göttern gleich tun und künstliche Wesen erschaffen. Der forschende Geist hat über Jahrhunderte geglaubt, dass dies vor allem durch die Erzeugung eines Menschen aus Fleisch und Blut geschehe, so wie es Gott im christlichen Glauben, Prometheus in der Antike, oder der ebenso aus Lehm geschaffene Golem aus dem Talmud getan hatte. Noch im Mittelalter suchten die Alchimisten nach der Rezeptur für die Züchtung dieses Homunculus.

Mit der Aufklärung veränderte sich das Bild, das die Wissenschaft vom Leben hatte, immer mehr: Das universelle Weltgefüge – und dann auch der Mensch selbst – wurde zu einem Uhrwerk zu einer – wenn auch extrem komplizierten – „Maschine“. Ein anderer Gedanke trat damit in den Vordergrund. Jetzt ging es darum, den Menschen vor allem maschinell nachzubauen. Dabei war es die Aufgabe, die Fähigkeiten des Menschen – vor allem seine motorischen Fähigkeiten – nachzubilden. Die Androiden und Automaten mit komplexen Mechanismen im Inneren nahmen im wahrsten Sinn des Wortes Gestalt an.

Doch mit der Entwicklung der modernen Biologie im ausgehenden 19. Jahrhundert, die mit der Entdeckung der Evolution des Lebens begann und bis zu den modernen Erkenntnissen der Hirnforschung führt, brach sich eine abstrahierte Vorstellung des Lebens Bahn. Der Dualismus zwischen Körper und Geist, der seit Galilei und Descartes im mechanistischen Zeitalter die herrschende philosophische Grundannahme bildete, löst sich immer mehr auf. Wir dringen immer tiefer in die subatomaren Prozesse ein, schaffen ein immer abstrakteres Bild dessen, was Materie und Leben ausmacht. Längst sprechen wir nicht mehr von der Schaffung künstlicher Menschen, sondern von künstlicher Intelligenz. Es geht schlicht darum, das Denken und die Prozesse im lebenden Gehirn zu simulieren. Haben wir damit nun den Stein der Weisen gefunden? Oder ist auch diese Betrachtungsweise nur eine Momentaufnahme der Geschichte? Wo stehen wir bei der Frage, die Intelligenz, den Geist und das Wesen des Menschen zu verstehen – und damit auch nachbilden zu können? Und welche Konsequenzen ergeben sich für den Einzelnen und die Gesellschaft, wenn wir aus diesem wachsenden Wissen heraus künstliche Intelligenzen selbst erschaffen?

Auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz wird heute weltweit in vielen Instituten geforscht. Auch durch die jüngsten Erkenntnisse der Neuro-Biologie und der Nano-Technologie hat das Thema neue Nahrung erhalten. Herbert W. Franke gilt seit vielen Jahrzehnten als Verfechter der Meinung, dass der Mensch in absehbarer Zeit künstliche Intelligenzen entwickeln wird, die selbstlernend sind, sich reproduzieren können und damit den wesentlichen Anforderungen entsprechen, die die Biologie heute an organisches Leben stellt. In seinen Geschichten hat er sich auf ganz unterschiedliche Weise modellhaft mit den Auswirkungen befasst, die die Konstellation Mensch und Maschine zukünftig hervorbringen könnte.

Die Talkrunde mit Susanne Päch, Herbert W. Franke, Wolfgang Wahlster und Deitrich Dörner (von rechts).
Führung durch die Ausstellung
Präsentation des interaktiven Multimedia-Werks Space Loops
Franke erläutert ein Bild der Serie Zellulare Automaten.
Video-Doku des Talks

Dr. Klaus Radermacher
Geschäftsführer Multimedia Solutions, Dresden

Prof. Dr. Wolfgang Wahlster
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz – Universität Saarland
Prof. Dr. Dietrich Dörner
Institut für Theoretische Psychologie – Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Prof. Dr. Herbert W. Franke

Moderatorin Susanne Päch

Herbert W. Franke Das Plummer-Modul