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Der Pionier des Metaverse ist zu den Sternen gegangen

Herbert W. Franke mit Fotoapparat in den 50er Jahren – Foto: Andy Hübner

Schon im Jahr 1957 erbrachte Franke im Buch mit dem Titel Kunst und Konstruktion (Verlag F. Bruckmann, München) den Beweis, dass Technik „ungeahntes künstlerisches Neuland erschließt“. Franke hat sein Leben lang konsequent und wie kaum ein anderer mit analytischen Methoden und der Hilfe von Maschinen Neuland erkundet und über 70 Jahre in die Zukunft der digitalen Kunst geschaut, bis er in den frühen 2000er Jahren als Künstler und Kurator im Metaverse angekommen war. Als Computerkünstler der ersten Stunde experimentierte er 1953 mit generativer Fotografie, nutzte ab 1954 einen analogen Computer und ab den sechziger Jahren die ersten Großrechner für seine abstrakte algorithmische Kunst, ehe er 1980 mit einem der frühesten Apple II selbst zu programmieren begann.

WEGBEREITER DER DIGITALEN KUNST

Er war seit den sechziger Jahren einer der maßgeblichen Wegbereiter der digitalen Kunst, die er in den folgenden Jahrzehnten maßgeblich in ihrer Entwicklung beeinflusst und auch als Publizist und Kurator begleitet hat. Im Jahr 1970 war er mit einem Siebdruck aus seiner Serie QUADRATE bei der Biennale in Venedig vertreten. Es ist sein erstes mit einem Digitalcomputer geschaffenes Werk, bei dem er den Zufall mit einem Algorithmus zusammenarbeiten ließ. 

Herbert W. Franke sah die Mathematik mit ihrer abstrakten Formelwelt seit den Anfängen in den 1950er Jahren als das Wesen der bildenden Kunst. Während er den Künstler in der Rolle des analytischen Schöpfers sah, der mit mathematischen Methoden Strukturen erschafft, wies er dem Computer die Aufgabe zu, diese Ordnungsprinzipien durch variierende Zufallsprozesse zu modulieren. Den Computer sah Franke daher schon früh in der Rolle eines Partners. Er suchte immer nach bekannten oder auch neu entdeckten mathematischen Prinzipien, um sie für seine Experimente in der Kunst einzusetzen. Für Franke war klar, dass es Aufgabe des Künstlers ist, neue Technologien mit ihrer großen gesellschaftlichen Bedeutung auf ihr kreatives Potenzial hin zu untersuchen, aber auch auf ihre Chancen und Gefahren aufmerksam zu machen. Denn sie sollten nicht nur Technokraten, dem Kommerz oder gar dem Militär vorbehalten bleiben. In seinen vielfach preisgekrönten utopischen Romanen und Anthologien stand ebenfalls das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Technologie sowie Gesellschaft und Individuum mit seinen Chancen und Gefahren im Zentrum der Geschichten.

WÜRDIGUNG DES LEBENSWERKS UND STIFTUNGSGRÜNDUNG

Picture Processing Portrait Herbert W. Franke von Horst Helbig

Im Jahr 2022 würdigte das Francisco Carolinum in Linz, der UNESCO City of Media Arts, das einzigartige Lebenswerk des österreichischen Künstlers, Science-Fiction-Autors und Wissenschaftlers anlässlich seines 95. Geburtstags mit der Ausstellung VISIONÄR. „Ich bin sehr froh, dass wir im Francisco Carolinum Herbert W. Frankes Wunsch einer Einzelausstellung in seinem Heimatland noch erfüllen konnten“, sagt Alfred Weidinger, Direktor der OÖ Landes-Kultur GmbH.

Sein erster NFT Drop verkaufte sich im Juni 2022 auf einer der führenden NFT Pattformen Quantum innerhalb von 30 Sekunden aus, eine Aktion, die als Fundraising für eine Stiftungsgründung diente: die art meets science – STIFTUNG HERBERT W. FRANKE. Diese Stiftung möchte die Pionierleistungen und Werke Frankes für die Öffentlichkeit weiter erschließen, diese zudem in Ausstellungen und Events publik machen sowie wissenschaftliche Symposien zu einschlägigen Themen unterstützen. Ebenso wird die noch im Sommer 2022 entstehende Stiftung Forschungsprojekte mitfinanzieren oder selbst realisieren, die die vom Visionär im 20. Jahrhundert geschlagene Brücke zwischen der Welt der Kunst und der Naturwissenschaft im 21. Jahrhundert weiter ausbauen soll.

Als Franke am 8. März 2022 auf Twitter aktiv wurde, wuchs der Account von @HerbertWFranke innerhalb von 24 Stunden auf 10.000 Follower an. Sein erster Tweet kam auf über 15.000 Likes und über 2.000 Retweets.

Franke bei der Verleihung des Ehren-Doktorwürde 2017 – Foto: Margit Rosen

Herbert W. Franke war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. 2007 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse des österreichischen Bundeskulturministeriums und 2022 die Kulturmedaille in Gold, die höchste Auszeichnung des Landes Oberösterreich. 2018 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Er hatte Lehraufträge u.a. an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Fachhochschule Bielefeld und Akademie der Bildenden Künste München. 

Seine Werke befinden sich in internationalen Museen und Privatsammlungen wie dem Centre Pompidou, Paris; Victoria & Albert Museum, London; Kunsthalle Bremen; Belvedere, Wien; Preußischer Kulturbesitz, Berlin; dem Zentrum für Kunst und Medien | ZKM Karlsruhe, und dem Francisco Carolinum in Linz. 

Im HERBERT W. FRANKE ARCHIV im Zentrum für Kunst und Medien | ZKM Karlsruhe befinden sich über 1.800 Manuskripte, die derzeit erfasst und digitalisiert werden. Das Francisco Carolinum in Linz bereitet derzeit Werkkataloge von Herbert W. Franke vor, die erste Publikation erschließt die frühen Arbeiten bis in das Jahr 1962.