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Generative Fotografie

Beim Experimentieren mit einer Spritzpistole fiel Franke auf, dass sich Gegenstände, die nicht flach auf dem Untergrund liegen, sondern sich ein wenig oberhalb befinden, viel detailreicher abbilden lassen, als man erwarten würde. Erstaunlicherweise sind dann auf der Darstellung sogar Details der dem Sprühstrahl entgegen gerichteten Oberfläche zu sehen – als wäre ein Blick um das Objekt herum gelungen. Lässt man die Spritzpistole über den Gegenstand wandern und sprüht dabei genau senkrecht von oben, so dass sich die Geometrie des Strömungsverlaufs nicht ändert, dann wird dieser Effekt besonders deutlich. Der physikalische Hintergrund, der Franke natürlich faszinierte und in einer kleinen Bildserie, den Aerogrammen, dokumentiert wurde: Der Strahlengang verläuft nicht wie gewohnt geradlinig, sondern folgt den Strömungslinien, die sich der Oberfläche rundum anschmiegen. Das führt zur überraschenden Einsicht, dass auch ein Strömungssystem abbildende Wirkungen haben kann – eine Tatsache, wie Franke einmal vermutete – die vielleicht mit dem Orientierungsvermögen von im Wasser lebenden Tieren zusammenhängen könnte. Unabhängig davon entstehen aber auf diese Weise visuell reizvolle Bilder, die auf eine dritte Möglichkeit, unsere Welt zu sehen, hinweisen – neben den optischen Abbildern und den Röntgentransparenten.

Herbert W. Franke hat auch mit Tannenzweigen experimentiert. Ein Motiv gestaltete er sogar mit einer Farbspritzpistole und ließ es drucken. Er nutzte es als Weihnachtskarte (rechts die Vorderseite), die er im Jahr 1955 mit dieser Widmung an Freunde verschickte.