+++ Wie Mensch und Maschine im generativen Kunstprozess zusammenwirken
+++ Ein Physiker, der zum Künstler wurde
+++ Interview über das Lebenswerk mit Peter Tepe (Teil I)
Heute hat w/k Zwischen Wissenschaft und Kunst ein interessantes Interview mit Herbert W. Franke veröffentlicht. w/k ist ein Online-Portal mit akademischem Anspruch – das, was heute neudeutsch als „peer-reviewed“ bezeichnet wird. Der Inhalt aller Beiträge wird von wissenschaftlichen Gutachtern vor der Veröffentlichung geprüft. Herausgegeben wird w/k von Peter Tepe, Professor für Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Düsseldorf, das Portal ist von ihm auch aufgebaut worden. w/k hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die bei Künstlern bestehenden individuellen Wissenschaft-Kunst-Verbindungen in Einzelstudien möglichst präzise und umfassend herauszuarbeiten sowie die ihnen zugrundeliegenden künstlerischen Konzepte zu erschließen, um so ein vertieftes Verständnis dieser Kunstformen zu ermöglichen.
Herbert W. Franke ist, sagt Tepe, das Paradebeispiel eines derartigen Grenzgängers zwischen Wissenschaft und Kunst. Denn der Wissenschaftler, bildende Künstler, Literat und Philosoph, der in diesem Monat 93 Jahre wird, hat die Front zwischen Wissenschaft und Kunst nicht nur einmal überschritten, sondern wandelt sein ganzes berufliches Leben an der Demarkationslinie umher. Für den promovierten Physiker sind Grenzgebiete faszinierend. Er sieht sie nicht nur als Trennlinien, sondern vor allem als Zonen besonderer Dynamiken, da hier Unterschiedliches verschmelzen und Neues hervorgebracht werden kann: in der Chemie, aber auch in der Gedankenwelt: Grenzen, die den Austausch möglich machen oder sogar fördern, führen zu neuen Entwicklungen, zu neuen Werten. Ist das der Fall, dann ergeben sich Situationen, die beiden Seiten zugutekommen.
Der erste Teil des Interviews von Tepe mit Franke – mit zahlreichen Bildbeispielen des breiten künstlerischen Schaffens – ist seit wenigen Tagen online. Neben einigen biografischen Aspekten stehen vor allem die Arbeiten der Bildenden Kunst im Mittelpunkt, die bei Franke immer an den Einsatz von maschinellen Werkzeugen gekoppelt sind: dem Fotoapparat in den fünfziger Jahren, dem Analogrechner anfangs der sechziger, und wenige Jahre später – kurz nach dem Aufkommen der ersten Großrechner in Forschungslaboren – dem digitalen Computer. Mit solchen Maschinen hat Franke abstrakte Kunstwerke geschaffen, die dem Konstruktivismus zugeordnet werden können, sie dienten Franke aber auch für Visualisierungen von mathematischen Formeln, die Franke als Experimente sieht, die ästhetische Dimension mathematischer Beziehungen zu ergründen. Hier das Beispiel der Visualisierung einer trigonometrischen Funktion. Das kalligraphisch anmutende Video hat Franke 2007 mit Hilfe des Programms Mathematica umgesetzt.