+++ Franke als Pionier des Metaverse auf Active Worlds
+++ Historische 3D-Ausstellungswelt von 2008 öffnet wieder ihre Pforten
+++ Die Arbeiten an der Z-Galaxy begannen 2005
Der Aufbau des Metaversums, eine virtuelle Welt im Netz, wurde von Mark Zuckerberg und Facebook 2020 werbewirksam verkündet. Schon 13 Jahre früher sorgte Second Life für medialen Wirbel. Einige Jahre hindurch gelang es der progressiv vermarkteten Plattform, etliche zehntausend Nutzer weltweit gleichzeitig im System zu halten. Noch früher als Second Life öffnete die Plattform Active Worlds ihre Tore, anfangs einige Monate noch unter dem Titel Alpha Worlds. Doch der Pionier-Plattform gelang es nie, den Bekanntheitsgrad der einige Jahre hindurch kommerziell höchst erfolgreichen 3D-Welt von Second Life zu erreichen. Die Plattform blieb begrenzt auf interessierte Studenten und Jugendliche sowie auf die Community von Begeisterten IT-lern.
Franke lernte Active Worlds über Derrick Woodham kennen, einen Kunstprofessor an der Universität in Cincinnati , der mit seinen Kunststudenten einen Skulpturenpark auf der Plattform aufbaute und Franke fragte, ob er auch eine virtuelle Skultpur beisteuern möchte. Franke faszinierte, dass – anders als bei Second Life – Active Worlds die Möglichkeit bot, auch eigene Objekte über eine RWX-Datei in die Welt einbetten zu können. Bei Second Life dagegen war man auf den vorgefertigen Modellsatz von Objekten beschränkt, den man lediglich wie Lego-Bausteine zusammensetzen, nicht aber „von innen heraus“ mathematisch konstruieren konnte.
Zusammen mit seiner Ehefrau Susanne Päch erwarb Franke ein Stück virtuelles Land bei Active Worlds. Er nannte die eigene Welt Z-Galaxy , in Ehrung von Konrad Zuse, der parallel zu John von Neumeier eine Rechenmaschine konstruiert hatte und als der „deutsche Erfinder“ des Computers gilt. Franke hat Zuse noch persönlich kennengelernt. Für die Z-Galaxy konstruierte Franke mit der Programmiersprache Mathematica nun Gebäudestrukturen sowie synthetische Pflanzen – und zwar ausschließlich auf der Grundlage mathematischer Formeln, als Math Art. Diese Objekte bettete er dann in die Z-Galaxy ein und zeigte auf dem Freigelände sowie in den Ausstellungshallen eigene Werke und Skulpturen. 2008 entwickelte er die Z-Galaxy zu einem Ausstellungsgelände weiter, in dem er nicht mehr nur eigene Werke im Metaspace zeigte, sondern auch Werke befreundeter Künstler: Hiroshi Kawano, japanischer Pionier der Computerkunst, den mit Franke eine jahrzehnte lange Freundschaft verband, ebenso wie Andreas Nottebohm, ein vor allem mit Spritzpistole malender Künstler, mit dem er schon 1979 das Buch Astropoeticon schuf, für das Franke zu den Bildern von Nottebohm Weltraumlyrik dichtete. Eugen Roth war ein Maler und Bildhauer klassischer Ausbildung, den Franke schon in den sechziger Jahren kennen gelernt hatte und mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verband. Erst viele später, Ende der achtziger Jahren, konnte Franke seinen Freund davon überzeugen, dass der Computer ein brauchbares Instrumentarium für die Erzeugung von Kunst bietet. Last, but not least ist auch eine Skultur von Derrick Woodham im Freigelände zu sehen.
Leider wurde die Welt in den Jahren um 2015 zunehmend zerstört, da sie irrtümlich und längere Zeit unbemerkt für die Nutzung durch Dritte freigeschaltet worden war. Sie musste daraufhin geschlossen werden. 2021 gelang eine aufwändige Restaurierung des Freigeländes, der Gebäude und Ausstellungshallen, wobei besonderer Dank Derrick Woodham gilt, der sich als hervorragender Active Worlds-Kenner – inzwischen emeritiert – bereit erklärte, aktiv mitzuhelfen, die Welt in „altem Glanz“ wieder neu entstehen zu lassen. Seit dem 2. Januar 2022 nun ist die Z-Galaxy auf Active Worlds wieder öffentlich zugänglich! Sie zeigt im Dome auf einer Großleinwand jetzt sogar bewegte Videokunst von Franke.