+++ Zielinski: Besondere Pionierleistungen Pionierleistungen und Verdienste
+++ Weibel: Franke und die Freiheit der Utopie
+++ Franke: Ein Leben als Wanderer zwischen Wissenschaft und Kunst
Am 14. Februar 2018 um 18 Uhr fand der Festakt zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Herbert W. Franke statt.
Prof. Dr. Siegfried Zielinski, Rektor der Hochschule, der Leben und Wirken von Franke seit vielen Jahrzehnten verfolgt, betont einerseits die Orientierung „in die makro-kosmischen Dimensionen des Pluriversums, die die Wahrnehmungsfähigkeit der Däumlinge auf der Erde oft so maßlos überschreitet.“ Im Gegensatz dazu habe Franke der paläontologische Weg in die Höhlen und ihre verborgenen Geschichten, in die Unterwelten geführt, „die man in Anlehnung an Novalis als umgekehrte Astronomie bezeichnen kann.“ Zukunft und Vergangenheit zwischen Makro- und Mikro-Kosmos, zwischen künftigen und vergangenen Gegenwarten, das, so betonte Zielisnki, würde im Werk Herbert W. Frankes Denkbilder im Jetzt reflektieren. Stets im Zentrum bei Franke: die Mathematik mit der Bedeutung und dem Charakter von Formeln – mit dem Nachdenken „über das, was die Künste wissen und die Grenzen dessen, was das Wissen kann, eindrucksvoll und sinnlich betrachten.“
Ein besonderes Highlight des Festaktes war Uraufführung einer Komposition mit Hilfe eines neuronalen Netzes von Philipp Ernst, der dieses Werk speziell für den Anlass der Überreichung der Ehrendoktorwürde an Herbert W. Franke generierte. Die Wahl für den Input des neuronalen Netzes fiel auf Wagners Parsifal – in Anspielung auf eines der Pseudonyme, die Herbert W. Franke als Schriftsteller benutzte: Peter Parsifal. Die Strukturen wurden für die Komposition zudem kombiniert mit stilistischen Merkmalen aus Sarabanden von Georg Friedrich Händel und Klavierwerken von Erik Satie.
Peter Weibel, Vorstand des ZKM, stellte Werke und Wirken des Wissenschaftlers und Künstlers in den Mittelpunkt. Gemäß der Kombinatorik gäbe es vier Möglichkeiten: Schaffende mit Werken, die ohne Wirkung bleiben, solche, die zwar wirken, aber keine Werke je geschaffen haben. Dann gäbe es den Fall solcher, die weder wirken noch Werke zu verzeichnen hätten, H. W. Franke dagegen sei ein Literat und Künstler, der nicht nur zahlreiche Werke geschaffen habe, sondern damit auch viele Menschen erreicht und diese auch beeinflusst zu habe – beispielsweise in ihrer Berufswahl. Das sei eine starke Wirkung bei Menschen, zu denen kein direkter persönlicher Kontakt besteht. „Als Künstler und Wissenschaftler,“, resümiert Weibel, „ist Franke ein Renaissance-Mensch, der in vielen Disziplinen, von der Chemie bis zur elektronischen Kunst, sehr frühe und sehr entscheidende Leistungen erbracht hat. Mit seiner enormen Imaginationskraft hat Franke – von der Science-Fiction-Literatur bis zur Kunst, von der Physik bis zur Speläologie – immer an der Front der Forschung operiert. Seine Signatur lautet: Die Freiheit der Utopie im Zeitalter der technischen Medien.“
Margit Rosen präsentierte das Herbert W. Franke Archiv im ZKM. Ein Vorlass der über siebzig Jahre gesammelten Unterlagen, Dokumente und Briefwechsel in den drei Forschungsschwerpunkten von Franke wurde dem ZKM bereits übergeben. Mit der Erschließung des Archivs wurde Anfang 2018 begonnen.
Zuletzt gab es einen Talk von Zielinski, Weibel und Franke. Die drei „Granden der Medienkunst“ sprachen in lockerer Atmosphäre über Frankes Ansichten und Werke.