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Generative Fotografie

Schon als Student der theoretischen Physik begann sich Herbert W. Franke für die ästhetische Wirkung wissenschaftlicher Bilder zu interessieren und dachte über die Möglichkeiten nach, analytisch-generative Erzeugung ästhetischer Strukturen zu erzeugen. Das führte ihn zu unterschiedlichen Experimenten mit Licht, aber auch Werkstoffe untersuchte er auf künstlerische Einsatzmöglichkeiten – wie beispielsweise überlagerte Stoffe mit Moiré-Effekten oder Kunststoffbänder. Die frühen Serien der generativen Fotografie waren in erster Linie von analytischen Studien im Kontex mathematischer Strukturen gekennzeichnet. Erst mit dem Aufkommen von Computern rückten für Franke auch „Zufallsprozesse“ als gezielt eingesetztes Gestaltungsprinzip in den Fokus. Die 6×6-Diaserie mit dem Titel Mikrogemälde fällt deshalb in den Werken der frühen fotografischen Arbeiten noch etwas aus dem Rahmen, da diese Motive – anders als die Lichtformen oder die Raumstudien – in erster Linie durch solche Zufallsprozesse, kaum jedoch durch algorithmisches Vorgehen charakterisiert sind.

Die Serie entstand durch Makro-Fotoexperimente, indem Uhu – mit Wasserfarben vermengt – auf die hintere Kleinbildrahmen-Glasplatte aufgetragen wurde. Nach dem Trocknen wurde sie mit der oberen Platte „versiegelt“.

Ein weiterer Werkstoff mit dem Franke in einer kleinen, gänzlich unbekannten Serie künstlerisch experimentierte, waren dehnbare Kunststoff-Folien – eine damals ganz neue Entwicklung der Chemie-Industrie. Die Polymer-Chemie faszinierte Franke sehr, denn es handelt sich dabei um vom Menschen erfundene, ausschließlich im Labor chemisch hergestellte Stoffe, die in der Wirklchkeit nicht vorkommen. Das Thema ineressierte ihn so, dass er zu dieser Zeit auch versuchte ein Buich über diese Polymer-Chemie zu schreiben. Es gelang ihm, den Stuttgarter Spectrum Verlag zu gewinnen, in dem das populäre Buch Kunststoffe erobern die Welt dann 1966 erschien. Seine künstlerischen Polarogramme entstanden so: Eine dehnbare Plastikhaut wurde über die Glasplatte eines Dias gezogen, eine zweite Folie über das Objektiv eines Projektors. Dies führte in der Kombination zu farbigen Polarisationseffekten, die fotografisch festgehalten wurden. Auch in diesem Fall war jedoch – wie bei den Mikrogemälden auch – der gestalterische Eingriff des Künstlers nicht sehr groß, weswegen auch diese Versuche nur zu einer kleinen Bildserie führten.