







Serie Sinter und Tropfsteine
Die Foto-Serie Sinter und Tropfsteine begann bereits Mitte der 1940er Jahre. Kurz nach dem Krieg gab es kaum Möglichkeiten, ins Ausland zu verreisen. Doch die unentdeckten Höhlenwelten in Österreich erlaubten Franke die Entdeckung der als fantastisch empfundenen Landschaften unter der Erde. Besonders fasziniert war er bei seinen Abstiegen in die Dunkelheit, die er bald regelmäßig als Mitglied der Wiener Höhlenforschungsgruppe unternahm, von den Tropfsteingebilden, deren Alter damals noch gänzlich unbestimmt war. Die Frage, wie man das Alter von Tropfsteinen mit physikalisch-chemischen Methoden messen könnte, war aber nur die eine Seite seines Interesses an diesen von der Natur aus tropfendem Wasser gestalteten Stukturen. Seine künstlerischen Ambitionen wurden vor allem durch die Schönheit dieser für den Menschen weitgehend unsichtbar unter der Oberfläche entstehenden Naturformen stimuliert. Er dokumentierte sie in zahlreichen Foto-Serien, deren einziger Zweck es war, diese Schönheit festzuhalten.



Schnell erkannte er, dass die Oberfläche von Tropfsteinen und Sinterformationen einer Funktion folgen, die sich mit der Mathematik glatter Kurven beschreiben lässt – dem Prinzip der Stetigkeit. Das sollte für seine künstlerischen Experimente, die 1953 im Fotolabor von Siemens begannen, von entscheidender Bedeutung sein. Er experimentierte beispielsweise in der Serie Bandformen mit Kunststoff-Bändern, die – sind deren Enden jeweils verklebt – ebenfalls diesem Prinzip folgen. Die Natur lässt die Oberfläche der geschlossenen Bandstruktur ganz automatisch in die Form einer glatten Kurve springen. In seinem ersten Buch über Kunst – Kunst und Konstruktion – Physik und Mathematik als fotografisches Experiment – erklärt er ausführlich die Bedeutung dieses Prinzips, das er erstmals bewusst bei Tropfsteinen auch als ästhetisches Prinzip erkannt hatte und dann auch in seinen generativen Fotokunst-Experimenten weiter untersuchte. Er hielt dieses strukturelle Ordnungsprinzip für vergleichbar zu dem der Symmetrie, deren Bedeutung für Wissenschaft und Kunst schon seit Jahrhunderten thematisiert wird.


