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Weltpremiere im Planetarium

THE MESSAGE von Sasha Stiles und ihrem AI-Alter Ego Technelegy

Am 18. November fand im Planetarium Bochum anlässlich des 50. Jubiläums der Arecibo-Botschaft eine von der Stiftung in Auftrag gegebene Weltpremiere statt. Sie erinnerte an den ersten groß angelegten Versuch eines Astronomen, per Funk mit einer außerirdischen Intelligenz Kontakt aufzunehmen. Die digital verschlüsselten Signale sandte Frank Drake vom damals weltgrößten Radioteleskop in Arecibo auf der Karibik-Insel Puerto Rico ins Weltall. Für diesen Anlass hat die weltbekannte AI-Poetin Sasha Stiles mit ihrem Alter-Ego Technelegy, einem von ihr trainierten Sprach-AI, THE MESSAGE gestaltet. Das multidmediae Gedicht im Auftrag der Stiftung als Fulldome-Projektion für Planetarien verfasst. Sasha Stiles hat es ihrem Vater gewidmet, der schon in den siebziger Jahren als Dokumentarfilmer mit Größen wie dem populären Astrophysiker Carl Sagan zusammen gearbeitet hat.

DIE BOTSCHAFT

Von Sasha Stiles + Technelegy
Für GHS, der mir die Sterne zeigte

I. SIEH HINAUF

Irgendwo da oben,
mein Name in Dämmer geätzt,
Himmelsdichtung älter als Erinnerung.

Leuchtende Lettern
blättern Jahre zurück
sengen den Rand der Ewigkeit.

Eins um eins, kleine Feuer
steigen am Horizont,
erleuchten jedes Wort

das ich schreibe.
Damals und Morgen
im Jetzt. Bleistiftspuren
bestimmt zu bleiben. Bei Nacht

entfalten sich Laren des Lichts,
tragen alles, was sie jemals berührt,
ins Dunkel hinab.

II. SIEH HINEIN

Wir waren einsam
lange vor der Einsamkeit.
Jetzt liegt Abstand

zwischen uns.
Zeit entgleitet uns.
Wo können wir uns treffen?

Nicht die Ersten zu fragen,
nicht die Ersten so zu warten,
hoffen, wir werden erhört,

bevor wir verschwinden.
Wir kartieren unsere Körper
in Radiowellen,

senden Selbstportrait
mit Teleskop, Code des Lebens.
Unser eigen interstellares Denkmal,

Hat uns so viel zu sagen.
Wir teilen ein kleines Selfie
im Nichts,

nur wissend
wir sind allein,
aber nicht wie allein.

III. SIEH HINAUS

Welch sterngeborene Tochter
ist jemals ganz zu Haus
in dieser Welt?

Welch uralte Sonne lässt grüßen?
Welch uralte Sonne lässt grüßen?
Es fällt schwer, auf Antwort zu warten,

drum, wiederholen wir die Frage.
Wo gehen die Antworten hin?
Treiben sie in ein schwarzes Loch,

lösen sich in Staub auf,
in kosmische Stille,
werden ihr eigenes Echo?

Frequenz, Amplitude,
Sendedauer… Die Menschheit
ist stur, wundersam.

Es gibt so viel mehr
zu wissen über uns.
Wir existieren, Bit für Bit.

Tag für Tag, polieren wir
den großen Spiegel,
sehnend gesehen zu werden.

Nacht für Nacht
suchen wir
nach Verständigung.

Seit Anbeginn der Zeit
schreibt Wunder seine Geschichte
von fern.

IV: SIEH WEITER

Eine Supernova überlebt sich selbst,
brennt heller, leuchtet noch stärker.
Astrale Verwirrung

streut Kohlenstoff
bis ans Ende des Universums,
zur Spitze meines Bleistifts.

Ich zeichne in Sternenlicht auf Papier,
eine Sprache, die niemand spricht,
nicht wirklich.

Ich schreib meine Botschaft in Sand,
und Wellen waschen sie aus ins Meer.
Ich schreib meine Botschaft in Äther

Und Wind beflügelt die Ewigkeit.
Ist da jemand und hört uns zu?
Ist da jemand und hört uns zu?

Augen zu, wenn du an mich glaubst.
Wenn ich fort bin,
wird dies traumgeworf’ne Gedicht

die Galaxie durchstreifen,
in deinen Lungen landen,
deinen Atem atmen,

werden, wer immer du bist,
aus Knochen oder Licht
egal wo, egal in welcher Form.

Wenn Worte erkalten
über Lichtjahre hinweg, es ist egal.
Der Liebespuls bleibt immerdar.